Bild vom Veganz Gründer Jan Bredack

Gründer und Vorstandsvorsitzender von Veganz Jan Bredack über gesunde Ernährung, gute vegane Produkte und Transparenz in der Lebensmittelindustrie.

Inhaltsübersicht

Mit seinem Unternehmen Veganz spezialisierte sich der frühere Manager der Automobilbranche auf rein pflanzenbasierte Lebensmittel. Die innovativen Lebensmittel sind inzwischen in jedem gut sortierten Supermarkt zu finden und erkämpfen Regalmeter um Regalmeter. Im Interview erzählt Jan Bredack, wie er selbst Veganer wurde und gibt Einblicke in die Welt veganer Lebensmittel, die weit über eine gesunde Ernährung hinausgehen.

Ernährungscoach.com: Jan, du ernährst Dich selbst vegan, also ist Veganz mehr als nur ein Business für dich. Wie kam es, dass du dich für diese Form der Ernährung entschieden hast?

Jan Bredack: Ich bin sprichwörtlich über Nacht zum Vegetarier geworden, da mich meine damalige Frau überzeugt hat und ich es einfach ausprobiert habe. Vertieft habe ich das ganze Thema dann im Rahmen der Auseinandersetzung mit meinen Kindern, denen ich erklären musste, warum ich kein Fleisch esse. Ich habe zu der Zeit viel darüber nachgedacht, was ich unter Tierliebe und Tierwohl verstehe. Seit dem 31.12.2008 ernähre ich mich komplett vegan.

Zugute kam mir in dieser Zeit mein Aufenthalt in Russland, da dort ein ganz anderes Verhältnis zu veganen Produkten besteht. Zum einen sind viele Menschen russisch-orthodox und dieser Glaube sieht einmal im Jahr eine mehrwöchige Fastenzeit vor, in der keine tierischen Erzeugnisse gegessen werden dürfen.

Zum anderen unterlag das Land in den 90ern einer starken Transformation, in der es immer wieder auch zu Nahrungsmittelknappheit kam. In dieser Zeit hatten die Menschen dort viel Berührung mit Fleischersatzprodukten, was in diesem Bereich zu einer starken Innovationskraft führte. Viele Russen investieren in dieser Branche viel in Fabriken und Technologien im Inland wie im Ausland.

Ernährungscoach.com: Und wie reifte dann der Entschluss dein Unternehmen Veganz aufzubauen?

Jan Bredack: Das war eine ganz egoistische Entscheidung. Wenn ich in einen Supermarkt gehe, dann möchte ich als Pflanzenfresser genauso einkaufen können, wie andere auch. Ich habe also keine Lust, jedes Produkt umzudrehen und das Kleingedruckte zu lesen. Ich hatte die Vision von einem rein pflanzlichen Supermarkt und habe direkt mit zwei Studenten losgelegt, entsprechende Lebensmittel zu recherchieren, um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen.

Ernährungscoach.com: Wer sich rein pflanzenbasiert ernährt und daraus sogar ein Business aufbaut, hat sich sicher gut mit der Materie befasst. 😉 Was denkst du sind die größten Hürden dabei, sich für diese Form der Ernährung zu entscheiden und sie zu leben?

Jan Bredack: Man muss sagen, dass die Veganer der ersten Stunde rückblickend mit ihrer Art der Kommunikation nicht die beste Pionierarbeit geleistet haben. Dort wurde Fleischessern ihr Essverhalten oft negativ angekreidet und mit dem Finger auf sie gezeigt.

Sicherlich gibt es einige Hürden, aber die größte ist wohl das immer noch weitverbreitete Vorurteil, dass die vegane Ernährung ungesund ist und zu Mangelerscheinungen führt.

In diesem Rahmen stelle ich immer wieder fest, dass Ernährung sehr viel mit Bildung zu tun hat und mit der Bereitschaft, sich mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen. Wir beobachten, dass unsere Hauptkunden Akademiker und vorwiegend weiblich sind.

Vielfach wird ein tiefes Bewusstsein im Rahmen der aktuellen Klimadiskussion geweckt, wenn man feststellt, welchen Impact die pflanzliche Ernährung auf die Umwelt hat und wie viele Ressourcen geschont werden, wenn man nicht den Umweg über das Tier geht.

Man kann diese Tendenz daran erkennen, dass es immer mehr Flexitarier in unserer Gesellschaft gibt, die bewusst und gezielt auf Fleisch und andere tierische Erzeugnisse verzichten.

Grundsätzlich muss man aber festhalten, dass Deutschland sich in Sachen Ernährung schwertut. Bei uns hat Essen nicht so einen hohen Stellenwert, wie beispielsweise in Frankreich oder mediterranen Ländern. In Deutschland hängt Essen weniger mit der Kultur als mehr mit dem Preis zusammen. Lebensmittel müssen hierzulande vor allem billig sein.

Ernährungscoach.com: Hast du Tipps, die eine vegane Ernährung gerade am Anfang leichter werden lassen?

Jan Bredack: Ich bin der Meinung, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Meinen würde ich im Rückblick eher als „hardcore“ bezeichnen. Ich habe mich anfangs beispielsweise viel mit dem Thema Rohkost beschäftigt. Dies ist aber auch ein wenig der Situation geschuldet, denn in 2009 war die Auswahl an Ersatzprodukten deutlich geringer.

Nachgebaute Produkte können auf jeden Fall eine Hilfe sein, denn sie bedienen Gewohnheiten und vermeiden so das Gefühl von Verzicht.

Mit unseren Produkten schaffen wir es, Vertrauen in diese Ersatzprodukte aufzubauen, da wir es uns zur Herausforderung gemacht haben, leckere Produkte zu entwickeln, die mit wenig Zutaten auskommen und dabei ressourcenschonend sind. Die Zeit der „veganen Chemiebaukästen“ ist vorbei.

Ernährungscoach.com: Vegane Ernährung bedeutet ja nicht gleich auch gesunde Ernährung. Was ist dir persönlich bei deiner Ernährung besonders wichtig?

Jan Bredack: Für mich ist immer eine gute Kombination von Ersatzprodukten mit frischen Zutaten wichtig. Aus persönlichen Gründen muss ich ein wenig auf meinen Kohlenhydratekonsum achten bzw. dafür Sorge tragen, dass diese hochwertig sind. Dinge wie Weißbrot etc. kommen nur gelegentlich auf den Tisch.

Ernährungscoach.com: Stell dir vor, du fährst mit dem Einkaufswagen durch den Supermarkt. Welche Produkte landen in deinem Wagen, um daraus ein Wohlfühlessen nach deinem Geschmack zu kochen?

Jan Bredack: Um ehrlich zu sein koche ich gar nicht. Eigentlich kann man mich sogar als Anti-Koch bezeichnen. Zum Glück übernimmt diesen Job bei uns meine Frau und die achtet sehr auf frische und natürliche Zutaten.

Ich mag gern gute Fleischersatzprodukte, vor allem dann, wenn man daraus Leibgerichte aus der Kindheit kocht. Königsberger-Klopse lieb ich zum Beispiel. Würde ich allein kochen, läge der Schwerpunkt wohl auf Spaghetti mit Tomatensauce.

Ernährungscoach.com: Du trägst mit deinem Unternehmen maßgeblich dazu bei, dass vegane Produkte nicht mehr nur in speziellen Geschäften zu finden sind, sondern immer mehr in den gängigen Supermarktketten. Was wird hier in den nächsten Jahren passieren?

Jan Bredack: Zunächst einmal bin ich ganz erstaunt und erfreut, dass dieser Prozess viel schneller als erwartet geht. Der Einzug der pflanzlichen Produkte in die Supermarktregale kommt in dieser Geschwindigkeit einer Palastrevolution gleich. Auch Discounter stellen immer mehr Fläche für vegane Artikel bereit, wohlwissend, dass diese sich schnell drehen müssen, um profitabel zu sein.

Pflanzliche Produkte sind ein Profilierungsthema geworden. Wer diese nicht im Sortiment hat und vorantreibt, wird auf Dauer ein Problem bekommen. Die aktuell geführten Diskussionen helfen dabei und es bleibt zu hoffen, dass sich auch die Politik dieses Thema noch mehr auf die Fahne schreibt. So können wir es schaffen, dass Lebensmittel wieder einen echten Wert bekommen.

Hinzukommt, dass sich das Kriterium „vegan“ noch auf viele weitere Kategorien abseits der Lebensmittel ausweiten wird. Hier ist speziell im Bereich der Produktion noch so manches verbesserungswürdig.

Ernährungscoach.com: Was macht ein gutes pflanzenbasiertes Produkt aus? Worauf legst du persönlich Wert?

Jan Bredack: Wie schon erwähnt, mag ich keine Chemiebaukästen. Auch dann nicht, wenn die verwendeten Zutaten nicht ungesund sind. Für mich ist ein Produkt dann gut, wenn es mit möglichst wenig Zutaten auskommt, also clean ist.

Außerdem ist ein geringer Fußabdruck wichtig. Das Produkt sollte also möglichst wenig Wasser und Anbaufläche benötigen, wenig CO2 produzieren und nicht auf Kosten des Tierwohls hergestellt werden.

Ernährungscoach.com: Veganz steht unter anderem auch für Transparenz. Auf jedem Produkt ist ein sogenannter Eaternity-Score zu finden. Was ist das?

Jan Bredack: Einfach gesagt bietet der Score Transparenz und zeigt auf, unter welchen Bedingungen ein Produkt erzeugt wurde. Maßgebliche Parameter sind hier die CO2-Bilanz, der Wasserverbrauch, das Tierwohl und der Schutz des Regenwaldes.

Der Verbraucher wird anschaulich aufgeklärt, welche Auswirkungen sein Produktkauf und Konsum in Bezug auf die Themen Nachhaltigkeit, Klima und Tierwohl hat. So kann man mit kleinen Kaufentscheidungen einen großen Impact ausüben.

Ernährungscoach.com: Jan, schau mal in die Zukunft, was wird sich an unserer Ernährung in den nächsten Jahren maßgeblich ändern und ändern müssen.

Jan Bredack: Wir müssen dringend unseren ökologischen Bezug ändern. Das, was wir anrichten, sollte messbar werden. Hierfür muss eine entsprechende Transparenz geschaffen werden. Bevor es beispielsweise die Energieeffizienzklassifizierung für elektrische Geräte gab, hat kaum jemand den Stromverbrauch seines Kühlschranks hinterfragt. Seit der Einführung aber ist eine Sensibilität für dieses Thema eingekehrt.

Hier bedarf es ebenfalls eines Wirkens der Politik. Es geht darum verkrustete Strukturen in der Lebensmittelindustrie aufzubrechen, wo einige große Player machen, was sie wollen. Gibt man den Endkunden Transparenz, werden entsprechende Kaufentscheidungen getroffen. Hierüber wird Druck aufgebaut und die großen Konzerne müssen sich bewegen.

Ernährungscoach.com: Was dürfen die Menschen denn in diesem Zusammenhang noch alles von Veganz erwarten?

Jan Bredack: Wir werden unsere Mission weiterverfolgen und stetig innovative Produkte auf den Markt bringen. Im Vordergrund steht bei Veganz aber nicht die Menge, sondern der Innovationsgrad. In unserem Fall bedeutet das, dass die Produkte in allen Bereichen immer cleaner werden.

Jan, herzlichen Dank für deine Zeit.

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